Wie an vielen anderen Tagen tauschte ich mich am Vormittag per Telefon über die Belanglosigkeiten des vergangenen Tages mit meiner Freundin aus. Sie erzählte mir, dass ihr GPS aus den Staaten nun endlich angekommen sei. In meiner grenzenlosen Weisheit machte ich sie darauf aufmerksam, dass dies sicher kein guter Kauf war. Selbst nach dem Umstellen auf die „Deutsche Sprache“ wäre es sicher mehr als abenteuerlich, was dort verfasst werden würde. Jeder der mal in den Staaten ein Navi auf „Deutsch“ gestellt hat, wird mich sicher verstehen. Das machte ich in den USA genau 1 x und das nur für wenige Minuten. Obwohl die Sprachausgabe einem schon Tränen vor Lachen in die Augen getrieben hat. Wenn ich so nachdenke, dann sollte es jeder dringend einmal ausprobieren.
Während sie mir erklärte, dass dieses teure Gerät gar keine Sprachausgabe besitzt, musste ich doch ernsthaft an ihren kaufmännischen und geistigen Fähigkeiten zweifeln. Und das bei einer studierten Frau …
Im laufe diese Gespräches wurde auch mir dann endlich mein Denkfehler bewusst. Der Unterschied zwischen einem GPS Gerät und einem Navigationsgerät kann aber auch manchmal verwirrend sein. *Unschuldig guckt*
Jedenfalls wollte sie für sich ein neues Hobby ausprobieren. Geocaching. Aha, nie gehört! Was soll das sein? Hm, Dosen in der Landschaft suchen per elektronischem Spielzeug. Na ja! Hörte sich nach etwas an, was ich mal mit meiner Tochter machen könnte. Schätze suchen im Wald und der Hund bewegt sich auch. So zwei bis vier mal pro Jahr sicher ganz nett. Ich bezweifelte jedoch, dass in unsere Gegend etwas dieser Art praktiziert wird.
Also rauf auf die Internetseite http://www.geocaching.com und einfach mal nachsehen. Als allein in meiner Straße drei „Dosen“ lagen und in der gesamten Umgebung mehr als 100 Plastikgeschoße aufzufinden waren, staunte ich wirklich nicht schlecht. Eine App für das Windows Phone gab es auch gratis, also meldete ich mich an und am späten Nachmittag ging es dann direkt auf Schatzsuche. Unsere ersten zwei Schätze haben wir im Wald gesucht und gefunden. Ein unglaubliches Gefühl.
Voller Eindrücke und schönen Erinnerungen kehrten wir wieder nach 4 km mit glühenden Füßen heim. Doch viele Fragen hatte ich direkt schon zu Beginn. Meine Freundin, die auch „neu in dem Geschäft“ war hatte auch keine Antworten parat.
In drei Tagen sollte laut Karte ein Event stattfinden. Ich meldete mich todesmutig an und wollte dort meine Fragen an den Mann bringen. Und jetzt kommt der Moment, an dem mir schmerzlich bewusst wurde, dass ich nicht stricken kann.
Geocacher = Ökos die in gestrickten Socken und Pullis fröhlich durch die Natur ziehen. Den Blumen jeden Tag einen „Guten Tag“ wünschen und sich an ihren kleinen Schätzchen erfreuen.
Was zieht man (ich) da so an? Ich habe selten so lange für eine Kleiderauswahl gebraucht. Mein Schrank gab einfach nicht die passenden Klamotten her. Verdammt, warum habe ich auch nie stricken gelernt?! Ich konnte dort ja wohl kaum im Blazer hin oder gar im Hosenanzug. Ich wollte mich ja integrieren um Antworten zu bekommen und nicht als Snob gebrandmarkt werden. Wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich nicht mehr genau was ich an dem Abend getragen habe, aber es war das purste „Understatement“ das ich aufbringen konnte.
Jedenfalls wurde ich – zumindest an meinem Tisch – recht freundlich aufgenommen. Man merkte sehr schnell das alle irgendwie miteinander bekannt und verwoben waren und man der kleine „Neue“ war. Aber alle meine Fragen waren beantwortet und ich habe noch viele Tipps bekommen. So näherte sich der Abend seinem Ende, als ich zwei Tische weiter ein vertrautes Gesicht entdeckte. Konnte das wirklich sein? Sie strickt doch sicher nicht, oder? Julusch, irrst du dich nicht vielleicht doch? Jedenfalls stand die Person auf und verabschiedete sich von der Gruppe an meinem Tisch. Ihr Blick viele auf mich, und noch ein Blick und noch einer. „Julusch bist du das?“ fragte sie. Ich antwortete kleinlaut: „Ähm, ja – ich bin es.“ Ein verwunderte Blick und dann sagte sie: „Ohne Hosenanzug und zurecht gemacht habe ich dich kaum erkannt.“
Soviel zu meinem Understatement und meiner versuchten Integration.
Vor der Tür gingen die Gespräche noch gute zwei Stunden weiter. Und wenn ich euch etwas verraten darf …. keine hatte gestrickte Sachen an. Und der „Wahnsinn des Geocaching“ hatte mich mehr als infiziert.
Eure Julusch
2 Antworten zu “Geocaching oder der Tag an dem ich Stricken lernen wollte”
sehr cool, da haben wir ein weiteres gemeinsames Hobby! Mein Alias ist GeoPabel
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Und ich habe dir auch bereits eine Anfrage via Geocaching.com geschickt. Ansonsten denke ich über meinen heutigen Beitrag zum Thema #workingoutloud nach. Es war sehr inspirierend gestern in der Sonne.
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