Seit nunmehr 16 Jahren bin ich bei einem Unternehmen beschäftigt, dessen deutscher Hauptsitz in Unterschleißheim bei München ist. Und genauso lange fliege ich zwischen München und Frankfurt hin und her. Je nach Position, die ich im Unternehmen inne hatte, waren es mal mehr und mal weniger Flugmeilen im Jahr. Im letzten Jahr waren es ziemlich genau: 9.794 km, 31 Flüge, das entspricht 0,244 Erdumrundungen oder 0,026 Flüge zum Mond. Im Summe war ich also 1d 8h 5m in der Luft.

Vor etwa 5 Jahren erreichte ich meinen Frequent Traveller Status und bin seit dem ein regelmäßiger Gast in der Münchner Business Lounge der Lufthansa. Nach dem Umbau von Bereich A in Frankfurt, besuche ich nun auch regelmäßig die Lufthansa Lounge in Frankfurt, da diese nun direkt hinter dem Sicherheitsbereich liegt.
Wenn man regelmäßig an einem Ort ist, in welcher Stadt auch immer, dann entwickeln sich ganz natürlich Gewohnheiten. Man hat irgendwann seinen Lieblingsplatz, den man direkt ansteuert. Genauso wie man genau weiß, wo die Lieblingszeitung liegt und sich die jeweiligen kulinarischen Schätze befinden.
Doch am 15.04.2014 wurde mir erstmals bewusst, dass es seit etwa vier bis fünf Jahren immer das gleiche zu essen gibt. Leberkäse mit Kartoffelsalat und dazu mittelscharfen Senf von Develey. Ein Tagessüppchen steht im Topf daneben und blubbert so vor sich hin. Als alternative und vegetarische Version gibt es gegenüber Brezeln mit Quark, Obatzter oder nur mit Butter.

Ich dachte geraume Zeit darüber nach und konnte nicht wirklich glauben, dass die Lufthansa ihren Vielfliegern wirklich jeden Tag das gleiche zu Essen vorsetzt. Und noch viel erschreckender fand ich die Tatsache, dass ich wie ein Lemming, wie alle Lemminge in diesem großen Raum, immer brav zur Futterkrippe laufe und immer ein Leberkäse mit Kartoffelsalat esse. Immer, und das seit über vier Jahren.
Meine Entdeckung musste ich natürlich sofort mit meinen Facebook Freunden teilen. Und dann geschah das Unglaubliche. In der folgenden Woche gab es keinen Leberkäse. Ich stand also vor den Chicken Wings, die sich dort breit machten und schaute etwas irritiert auf meinen leeren Teller. Sofort fühlte ich mich vom Caterer der Lufthansa gestalked. Frechheit!
Aber mal Spaß beiseite, ich habe seit dieser Erkenntnis das Angebot natürlich genau verfolgt. Sowohl in München als auch in Frankfurt habe ich mit Argusaugen die Auslagen geprüft. Und nur an einem einzigen weiteren Tag gab es statt Leberkäse einfach nur Käse-Spätzle.

Was soll ich nun davon halten?
Die Lufthansa behandelt uns wie Lemminge und wir Spaßvögel spielen das Spiel mit. Andererseits ist es eine freiwillige Leistung der Lufthansa, uns mit Leberkäse und Getränken zu versorgen. Und man muss zumindest in Hinsicht auf die Getränke, wirklich auf gar nichts verzichten. Vielleicht sollte ich zukünftig lieber meinen Fokus auf die Weine des Monats verlegen. Vom Leberkäse zum Leberschaden. Somit bleibe ich zumindest im Wortspiel meinem Lemming-Status treu.
Eure Julusch