Schlimmer geht’s nicht! Ach, echt? Ein Reisebericht in mehreren Teilen – 3 von 10

Freitag, der große Tag der Abschiedsparty ist gekommen und ich wache mit Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen und einer laufenden Nase auf. Nein, nicht auch das noch. Phantasiere ich? Ich bin doch nicht wirklich jetzt auch noch krank?!

Ich schleppe mich zum Bus und wir fahren wieder ins Amway Center. Mir ist kalt, die Klimaanlagen sind aufgerissen und es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. In der Mittagspause schaue ich auf der Karte nach dem nächsten CVS oder Walgreens. Ich brauchte dringend Medikamente. Ein ziemliches Stück weit weg, wird mir der nächste CVS angezeigt. Oh je. Ich mache mich also zu Fuß auf den Weg.

CVS. Schön wär's gewesen.
CVS. Schön wär’s gewesen.

Ich laufe, und laufe, und laufe, nur um festzustellen, dass an der genannten Stelle gar kein CVS ist. Wie kann das den sein? Ich bin komplett nass geschwitzt, wegen dem Klima, oder dem Fieber, oder beidem. Ich bin unsagbar müde und steuere das nächste Restaurant an. Ich frage nach einer Pharmacy oder etwas in der Art, und erfahre, dass es wohl in ganz Downtown, keine gibt. Aber ein Publix (das ist ein Supermarkt) sei ein paar Blöcke weiter unten.

Ich laufe in die gezeigte Richtung los, aber nach einer gefühlten Ewigkeit, kommt einfach immer noch kein Publix. Also schalte ich mein Roaming an und schaue nach. Da unten??? Das ist zu weit. Das schaffe ich nicht mehr. Zumindest niemals mehr den Rückweg. Gut. Es wird hoffentlich dort irgendwo Taxis geben. Ich brauche diese Medikamente. Dringend.

Einen Block weiter unten, sehe ich in einer Seitenstraße das Schild eines 7 Eleven. Gerettet. Dort bekomme ich sicher auch Medikamente. Cold Flu Tabletten? Es sind keine da, aber einen Saft haben sie. Ich kaufe also die Flasche, eine Packung Mentos gegen die Halsschmerzen, und laufe zurück.

Wirklich klatschnass komme ich am Stadion an. Ich gehe rein und versuche irgendwo eine Ecke zu finden, an der die Klimaanlage nicht so massiv weht. Keine Chance. Ich nehme den Saft und atme durch. Ein paar Minuten noch, und es wird mir besser gehen. Nach etwa 3 Minuten sitze ich in einer Ecke und krümme mich vor Schmerzen.

Gastritis +  Cold Flu Saft = Hölle. Verdammt. Ich erlebe den Tag wie in Watte. Unser CEO ist super gut drauf, die Vorträge wahrscheinlich super, und ich bekomme nur Bruchstücke mit.

Endlich kam die Abfahrt zur Party und den Konzerten. Ein Bus direkt ins Hotel, fuhr leider noch nicht. Dort angekommen setze ich mich mit viel Wasser bewaffnet, auf die obere Tribüne. Der Geruch des Essens, der Getränke und Menschen verursachte bei mir eine ständige Übelkeit. Also weit weg von allen, etwas durchatmen. Die letzten Sonnenstrahlen taten gut.

One Republic kommt und geht. Viel bekomme ich nicht mit. Irgendjemand schenkt mir eine Jacke. Wer und warum? Ich kann mich nicht erinnern. Katy Perry stimmt ihr erstes Lied an und ich will einfach nur noch ins Bett. Wann sollten die ersten Busse zurück fahren? Kann ich endlich hier weg? Ich suche das Weite und lasse meine 18.000 oder 20.000 oder auch 25.000 Kollegen alleine feiern.

Die Konzerte müssen wirklich toll gewesen sein, schade.

Im Hotel angekommen, krieche ich schon wieder auf dem Zahnfleisch. Die Fahrt im Bus hat mir den Rest gegeben. Zu viel Schaukeln, zu viele Gerüche von Menschen und viel zu kalt. Und dann noch mit dem Fahrstuhl in den 22sten Stock. Im Hotelzimmer angekommen, übergebe ich mich erstmal. Die Übelkeit ging dennoch nicht weg. Und nun? Ich wollte meine Symptome lindern, die gegen Abend natürlich noch schlimmer geworden sind, und starrte angewidert auf den Saft.

Was soll’s … ich nahm zwei Omeprazol und eine Vomex, für den Schutz meines Magens, wartete 20 Minuten und schluckte den Saft hinterher. Ich erinnere mich nur noch, dass ich starke Schmerzen hatte und mich auf dem Bett gewunden habe. War wohl noch zu früh für den Saft.

Irgendwann bin ich eingeschlafen.

13 Antworten zu “Schlimmer geht’s nicht! Ach, echt? Ein Reisebericht in mehreren Teilen – 3 von 10”

  1. Mein Gott, es ist kaum auszuhalten, was du da mit dir machst!? Du versuchst zu funktionieren, unter allen Umständen. Und glaubst wirklich, dass irgendwelche Medis „heilen“, während du einen Mords-Stress ablässt? Gott sei Dank rebelliert dein Körper und sagt dir: STOOOPP.
    Sorry, aber das ist anders nicht auszuhalten.

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    • Liebe Marion,

      auch wenn du mit mir schimpfst wegen meiner Frage, aber welchen Stress meinst du? Geht es darum, dass ich nicht im Bett bleiben wollte oder um meine Suche nach Medizin, als das Fieber los gegangen ist. Die Frage ist wirklich ernst gemeint.

      Und ja, ich hatte in den Wochen davor sehr viel Stress, aber Stress ist auch etwas, was im Kopf passiert. Auch wenn mein erster Ritter eine unglaubliche Dumpfbacke war (das war jetzt nett ausgedrückt), so hat er wenigstens damit recht gehabt: „“Nur wer sich Stress macht, der hat Stress.“

      Heute ist es viel, sehr viel entspannter. Ich habe zum 1. Juli 2015 einen neuen Job angetreten, der mir unheimlich viel Spaß macht. Aber vor meinem Urlaub stand ich mit einem Bein noch im alten Job und mit dem anderen, bereits im neuen Job. Und dazu kam noch, dass ich wusste, das ich vier Wochen nicht da bin – ohne Vertretung.

      Im neuen Job habe ich nicht mehr Zeit, aber eine unheimliche Freude jeden Tag. Bisher habe ich aber auch rein gar nichts gefunden, was ich an dem Job nicht mag. Ich mochte auch meinen alten Job, aber jetzt kann ich meiner Leidenschaft nachgehen. Ich verantworte jetzt Digital & Social Media und das ist toll.

      Ich starte jeden Tag mit dem Lesen der dpa News, dann Twitter, XING, LinkedIn & Facebook. Und das bei einem sehr gutem Tee. Wunderbar. Alles gut.

      Und der Rest – du kennst es ja auch – hat in der Öffentlichkeit nichts verloren. Einen Teil unserer Welt, unserer Gedanken und Gefühle, ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Daher kann ich dir hier und heute leider nichts mehr sagen. Würde ich, aber die Welt schaut dir über die Schulter.

      Lieben Gruß, und schön das du auch noch zum Tee geblieben bist. Das hat mich wirklich und aufrichtig gefreut.

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      • Liebe Julusch,

        ich meinte genau das, was ich gesagt habe, auch wenn du es vielleicht im Moment nicht wahrnimmst: Der Stress, den du veranstaltet hast, um zu funktionieren, d.h. dass du von dir selbst automatisch und selbstverständlich erwartest (und dabei völlig über deine eigenen Bedürfnisse drüber latschst), dass du alles erledigst was ansteht, ungeachtet der Zwischenfälle (die müssen mit Extra-Aufwand irgendwie aber mit aller Macht gerade gebogen werden) und ungeachtet deines eigenen Befindens.
        Welche Beschwerden müssen es denn sein, damit du wahrnimmst: Jetzt bin ICH dran, alles andere muss hintan stehen!?
        Und sei es, dass du dann im Bett bleibst, alles absagst (weil DU DIR wichtig bist). Oder sagst: Dies und jenes ist im Moment nicht zu leisten, weil der Computer versagt hat (und das lag ja verdammt noch mal nicht an dir).
        Du glaubst automatisch, dass du mit Mehraufwand, mit Energie, die du schon gar nicht mehr hast, mit Schlafentzug und weiß der Teufel was dein Ziel erreichen musst. Um jeden Preis. Als würde dein Leben da dran hängen. Notfalls eben auch mit Medis. Die ja einfach nur die Symptome zu unterdrücken suchen, aber nicht heilen, wie du zweifelsfrei weißt. Zum Heilen braucht es vor allem Zeit, Ruhe (geben), sich eine Auszeit nehmen, auf sich und seine Bedürfnisse hören. Fieber bedeutet ja, der Körper kämpft mit etwas. Wenn du während dessen um etwas anderes kämpfst, mit aller Macht, nimmst du ihm die Kraft, die er braucht und er muss mehr Fieber produzieren. Du haust dir Medis rein, in der Hoffnung, das Fieber geht runter und du kannst dann so tun, als wäre alles „in Ordnung“, aber auch mit unterdrücktem Fieber ist nichts in Ordnung.

        Stress ist nicht nur etwas, das im Kopf passiert, das ist mir zu einfach. Weil es bedeuten würde: Ich brauche nur richtig über die Dinge denken, dann habe ich keinen Stress dabei. Es gibt aus meiner Sicht eindeutige Grenzen, die man einhalten muss, um keinen (negativen) Stress zu empfinden und diese Grenzen liegen bei jedem ein bisschen anders. Da hilft es nicht, anders zu denken, sondern da hilft nur, sich selbst ernst genug zu nehmen und einzugestehen: Diese Ruhezeiten brauche ich, um dann auch wieder freudig und kraftvoll etwas anpacken zu können, das ich gerne anpacken möchte.

        Den Ausspruch „Nur wer sich Stress macht, der hat Stress“ kann ich allerhöchstens in dem Sinne stehen lassen: Nur wer nicht aufhört sich selbst anzutreiben und zu glauben um jeden Preis funktionieren zu müssen (als wären wir Menschen Maschinen), der hat Stress. Da ich annehme, dass er so nicht gemeint war, empfinde ich ihn schon nahezu als menschenverachtend. Er klingt für mich wie: Hab dich nicht so. Komm mal runter und alles ist gut. Manchmal ist nichts gut und das muss man dann auch anerkennen, anstatt so zu tun, als wäre es das trotzdem.

        Ich kann nachvollziehen, dass ein fliegender Jobwechsel (wie du ihn beschreibst, ein Fuß noch im alten, einen schon im neuen) Stress mit sich bringt, der begrenzt ist und den man deswegen für diese überschaubare Zeit in Kauf nimmt. Ich hoffe von Herzen, dass in deinem neuen Job mehr Platz für deine eigenen Bedürfnisse ist und du dir langfristig etwas Gutes damit tust.

        Was für die Öffentlichkeit bestimmt ist und was nicht, ich glaube da hat jeder andere Bedürfnisse und sollte die ernst nehmen. Ich respektiere selbstverständlich dein eigenes Gefühl dafür, was du von dir der Öffentlichkeit zugänglich machen möchtest und was nicht.
        Ich persönlich empfinde nicht so rasch, dass „die Welt mir über die Schulter schaut“, so wichtig nehme ich mich gar nicht, als würde die ganze Welt gucken, was ich mache. Aber selbst wenn das, was „die Welt“ von mir zu sehen bekommt, mehr ist, als ich dem einen oder anderen im direkten Gegenüber anvertrauen wollte, dann ist das meist nichts, womit man Schindlunder treiben könnte oder womit mir etwas genommen wird. Würde ich es so empfinden, würde ich es für mich behalten.

        Ich wünsch dir eine sehr gute, weiterhin freudige Zeit und genug inneren Raum für dich selbst und deine Lieben, damit ihr alle gesund bleiben könnt :star:

        Von Herzen
        Marion

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      • Hallo Marion,
        danke für deine Worte. Ich sehe den Stress, den ich „veranstaltet“ habe, nach wie vor anders. Ich stand vor meinem Jahresurlaub, und wenn ich den antrete, mit dem Wissen, dass wirklich große Projekte scheitern, weil ich nicht versucht habe meinen Rechner in Gang zu bringen, dann ist die nachfolgende Zeit für mich keine Erholung. Weil ich mich gut genug kenne, um zu wissen, dass mein Kopf dort immer wieder hin Driften wird. Das ist im privaten so und auch im beruflichen. So war ich schon immer und kenne mich gar nicht anders.

        Ich bin dann leider krank geworden und so hat sich vieles anders entwickelt. Aber der Plan war, am Samstag den Stift fallen zu lassen und die kommenden Wochen an nichts weiter zu denken, als an das hier und jetzt mit meiner Familie.

        Ich bin ein unfassbarer Jammerlappen, wenn ich krank bin. An mir ist ein ganzer Kerl verloren gegangen. Dem Fieber seinen Lauf lassen? Etwa auch noch ohne Nasentropfen und Halsbonbons? Das ist undenkbar. Auch das war schon immer so. Ich will und ich muss mir das nicht antun.
        Es gibt vielleicht Menschen, die das durchaus tun würden, in solch einer Situation. Sicher auch auf einer Karibikkreuzfahrt, auf Hawaii oder nur in Florida. Bevor ich mich meinen ganzen Urlaub ins Bett lege und auf Genesung warte, muss schon die Hölle zufrieren.

        Du empfindest es als nicht angemessen, was ich meinem Körper damit antue, das kann vielleicht sogar sein, aber was ich mir Selbst antuen würde, wenn ich mich derartig und mit aller Gewalt verbiegen muss … nein, danke.

        Das mit dem Stress meinte ich anders. Stress geht nicht weg, nur weil man sagt, da wäre keiner. Aber man kann Stress haben oder sich Stress machen.

        Ein Beispiel: Ich stehe mit einer Arbeitskollegin am Bahnhof. Unsere Bahn hat Verspätung, und sie wird immer unruhiger. Dann beginnt sie mir aufzuzählen, welche Folgen unsere Verspätung haben könnte. Macht sich Sorgen wie das ankommen kann, denkt an die schlimmsten Folgen, und ist nach 15 Minuten ein Nervenbündel. Ich stehe daneben und erkläre ihr mit einer Engelsgeduld, dass wir die Bahn nicht beschleunigen, indem wir uns verrückt machen. Entweder hat unsere Verspätung Konsequenzen oder eben nicht. Wenn wir ankommen, werden wir es sehen und können darauf hin unser Handeln anpassen und reagieren. Alles andere ist nichts als nur Spekulation und bringt nichts.

        Sie machte sich unnötigen Stress. Das meine ich mit haben und machen. Natürlich hatte sie wirklich Stress in dem Moment, aber er wäre abzuwenden gewesen. Manchmal ist ein „kommt runter“ angemessen, und an vielen Stellen sicher nicht. Aber wir Außenstehenden können das nicht wirklich beurteilen. Einige können nicht aus ihrer Haut und machen sich den Stress selber.

        So wie ich mich angetrieben habe, weil ich meinen Kopf frei bekommen wollte. Und das nächste Mal, würde ich es wieder so machen. Nur diesmal mit einem Ersatzrechner, einem Feuerzeug bewaffnet, einem wärmeren Schal, einen Vorrat an Medizin und vor allem Nasentropfen in meiner Tasche.
        Dann wäre mein Stress, erst gar kein Stress geworden.

        Liebe Grüße
        Julusch

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      • Hallo Julusch,

        okay, ich akzeptiere dein „war schon immer so“ und „kenne ich nicht anders“ als: Will ich im Moment nicht anders, ist so, bleibt erst mal so. Denn eines ist sowieso klar: Jeder tut in jedem Moment das, was er gerade kann, gemäß dem was er glaubt, wie er tickt, wie er die Dinge in dem Moment versteht usw.

        „Der Plan“ ging offensichtlich für dich über alles, nun denn.

        Ja, ich empfinde es als nicht angemessen, was du deinem Körper angetan hast. Du sagst: „… das kann vielleicht sogar sein, aber was ich mir Selbst antuen würde, wenn ich mich derartig und mit aller Gewalt verbiegen muss … nein, danke.“ Aus meiner Sicht hast du dich so, wie du dich verhalten hast, mit aller Gewalt verbogen oder nennen wir es, deiner Natur getrotzt, dich mit Gewalt gegen dich selbst gestemmt oder wie immer man das nennen mag. Aber wenn du den Eindruck hast, so wie du dich verhalten hast, so bist du, so passt es zu dir, war schon immer so…, dann musst du das leben.

        Ich verstehe jetzt, wie du „Stress haben“ und „sich Stress machen“ unterscheidest. Du sagst zu dem Beispiel mit der Bahnverspätung: „Natürlich hatte sie wirklich Stress in dem Moment, aber er wäre abzuwenden gewesen. … Einige können nicht aus ihrer Haut und machen sich den Stress selber.“ Können nicht aus ihrer Haut, können in dem Moment nicht anders. So wie du. Aus meiner Perspektive müsste ich auch sagen: Du hast dir den Stress selber gemacht. Aber du konntest nicht aus deiner Haut. „So wie ich mich angetrieben habe, weil ich meinen Kopf frei bekommen wollte.“ Genau.

        Nun, lassen wirs gut sein. Ich hab den Rest deiner Reise gelesen. Alles Horror und eine Abfolge von Dramen. Die im Moment scheinbar nicht abwendbar sind, weil du bist wie du bist.

        Ich wünsch dir aber wirklich von Herzen eine ruhigere Zeit ohne (zumindest unnötige) Dramen und mehr Entspannung und Beruhigung durch deine neue Art Job.

        Von Herzen
        Marion

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      • Liebe Marion,

        danke für Deine Worte. Ich musste sie sehr verwundert, sogar mehrfach lesen. Kannst du mir bitte einen Gefallen tun. Kannst und deinen letzten Kommentar bitte nochmal lesen. Und jetzt stelle dir vor, ich hätte diese Worte so an dich gerichtet. Ganz unabhängig von Geschichte, die dahinter steht. Damit ist das Thema auch für mich beendet.

        Liebe Grüße und ein tolles Wochenende
        Julusch

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      • Liebe Julusch,

        selbstverständlich bin ich deinem Wunsch gefolgt, hab meinen letzten Kommentar nochmal gelesen und mir vorgestellt, du hättest diese Worte so an mich gerichtet. Autsch, empfand ich dabei. Das hätte ich so nicht hören wollen und ein paar Details hätten mich verletzt, vielleicht auch geärgert.

        Aber nun habe ich eine Bitte an dich. Kannst du mir bitte, eins zu eins und gerade heraus sagen: Wie hat es auf DICH gewirkt? Was hast DU gefühlt? Sag es mir, bitte.

        Du hast nicht das erste Mal gesagt, dass du einen Kommentar von mir mehrfach lesen musstest und dich gewundert hast. Damit kann ich aber – ehrlich gesagt – nicht soviel anfangen, wenn du nicht direkt sagst, was du damit meinst? Fandest du meine Worte ungehörig, unangemessen oder …???

        Liebe Grüße – und auch dir ein tolles Wochenende :star:
        Marion

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      • Hallo Marion,

        Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich hatte eigentlich ganz bewusst nicht hingeschrieben, was ich empfunden habe, denn es ist schwer dies wertfrei zu tun. Wenn du es jedoch möchtest, dann komme ich deinem Wunsch nach.

        Ich fand deinen Beitrag unglaublich anmaßend und unverschämt. Ich habe dich als sehr offenen Menschen kennen gelernt, soweit man das in einem derartigen Forum kann. Die Wertung und Abwertung die du mir entgegenbringst, hat mich sehr überrascht, daher musste ich den Text gleich mehrfach lesen, weil ich wirklich kaum glauben konnte was dort steht.

        Du sprichst mir die Fähigkeit ab, zu erkennen, zu fühlen und zu entscheiden, was für mich das Beste ist. Nur weil meine Art des Denken und Fühlen nicht deinem Weg entspricht, ist er also falsch? Das mag in deinen Augen vielleicht so sein, aber ich könnte den Spieß einfach umdrehen. Aber warum sollte ich das?

        Ich bin nicht du, und du bist nicht ich. Es gibt sicher viele Sachen, die ich in deinem Leben ebenfalls nicht nachvollziehen kann, aber es ist dein Leben. Ich unterstelle dir mal, dass du diesen Weg gehst, weil er der Richtige für dich ist. Warum sollte ich darüber urteilen? Warum urteilst du über mich? Warum glaubst du zu wissen, was für mich das Beste ist. Warum glaubst du mich besser zu kennen, als ich mich?

        Wenn ich schreibe: “war schon immer so” und “kenne ich nicht anders”, warum wandelst du es in ein „will ich im Moment nicht anders“ um? Glaubst du ernsthaft, dass ich seit 42 Jahren trotzig durch das Leben laufe, und bin wie ich bin, weil ich es nur nicht anders will? Wie wäre ich den Richtig? Wie du?

        Wenn ich schreibe: „… wenn ich mich derartig und mit aller Gewalt verbiegen muss …“, warum stellst du es in Frage, dass es so ist? Meinst du nicht, dass ich in der Lage bin es für mich besser zu wissen, als du für mich?

        Richtig schlimm fand ich auch deine letzten beiden Sätze. … Alles Horror und eine Abfolge von Dramen. Die im Moment scheinbar nicht abwendbar sind, weil du bist wie du bist … und … eine ruhigere Zeit ohne (zumindest unnötige) Dramen. Dir ist schon bewusst das du damit zum Ausdruck bringst, dass ich die Schuld an all den „Dramen“ trage, richtig? An der Migräne meiner Tochter, an dem schlimmen Autounfall, an dem dreckigen Hotelzimmer, an den zwei kaputten Autotüren, dem verseuchten Wasser und dem Langfinger im Flugzeug.

        Und das alles passierte, weil ich bin wie ich bin, und das nicht abwendbar war? Ist das wirklich deine Meinung?

        Jetzt weißt du, wie ich mich beim Lesen gefühlt habe. Ich schwankte zwischen Fassungslosigkeit, Ärger, Wut und Traurigkeit. Du hast mir alles abgesprochen, was du dir von anderen nicht absprechen lässt. Und ja, es machte mich traurig, dass du anscheinend nicht einmal gemerkt hast, dass du in diesem Fall genauso warst, wie die Menschen die du verurteilst.

        Einen tollen Sonntag
        Julusch

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      • Hallo Julusch,

        ganz herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen und die Mühe gemacht hast möglichst klar zu sagen, wie mein Kommentar im Detail bei dir angekommen ist. Das ist mir viel lieber als jedes drum herum Wischen.

        Danke, dass du nicht mit gleicher Münze zurück zahlst :star: <3

        Ich kann sehen und verstehen, wie und warum du so empfunden hast und wahrscheinlich hast du völlig Recht damit, ohne dass ich jetzt alle Details nochmal aufzähle, die du beschreibst. Der ganze Inhalt ist bei mir angekommen. Etwas in mir sagt: Ja, da hat sie Recht.

        Deswegen bitte ich dich um Entschuldigung für meine Anmaßung, mein abschätzendes Urteil, mein Richten und Werten über dich und all das was du ansprichst.

        Und erlaube mir den Versuch einer Erklärung.

        Mir scheint, es gibt da noch einen blinden Fleck bei mir (wahrscheinlich nicht nur einen, aber bezüglich bewerten, mich anmaßen zu urteilen und mich über andere stellen wollen [nicht alle, aber bestimmte Menschen reizen das bei mir heraus, ich weiß nicht mal welche Personengruppe genau oder bei welchen Gelegenheiten und warum] ist es ein ganz bestimmter blinder Fleck, dessen Auswirkungen mir auch von anderer Seite bereits rückgemeldet wurden :o

        Wenn er mir so deutlich vor Augen geführt wird wie jetzt von dir, kann ich kurz wahrnehmen, komme aber nicht an die Ursache. Ich vermute, dass ich damit etwas zu schützen suche, das ich als sehr schmerzlich in mir gespeichert habe, aber etwas anderes in mir versucht immer noch zu verschleiern, wenn ich dort deutlicher und klarer hinsehen möchte, so dass ich den Mechanismus noch nicht verstehe, noch nicht greifen kann.

        Selbstverständlich ist dein Weg nicht falsch, nur weil er nicht meiner Art des Denkens und Fühlens entspricht. Ich weiß im Moment nicht, warum ich mich entsprechend äußerte.

        Natürlich bin ich nicht du und natürlich bist du nicht ich. Ich glaube und weiß, dass es richtig ist, über niemanden zu urteilen, solange man nicht in seinen Mokassins gelaufen ist, wie die Redewendung sagt. Was praktisch bedeutet, man sollte überhaupt nicht urteilen, weil man nur in den eigenen Schuhen laufen kann. Dass ich es trotzdem tue, ist Fakt, tja…

        Du fragst:

        Ist das wirklich deine Meinung?

        Ich fürchte, tatsächlich ist es weit komplizierter. Womöglich habe ich etwas in der Art verinnerlicht, also ein entsprechendes Urteil anderer über mich, im Sinne von:

        – Sie hat ihre Kinder (damals) verloren? Selbst Schuld, sie hätte ja nur dableiben brauchen (bei den ZJ).
        – Sie ist krank geworden? Selbst Schuld. Sie wollte ja nicht hören…
        usw.

        In den letzten Wochen vermutete ich bereits, dass etwas Verschüttetes in dieser Art hervortreten will (bzw. eine ganze Serien von verinnerlichten Urteilen anderer über mich), weil sich die entsprechenden Mechanismen immer deutlicher zeigten und immer stärker wurden. So funktioniert das meistens bei mir, dass etwas immer schlimmer wird, bis es selbst für mich (gar nicht zu sprechen von jenen, die mit mir zu tun haben oder dann besser nicht mit mir zu tun haben) fast unerträglich wird und dann doch sein Gesicht zeigt, so dass ich dran komme.

        Somit hast du mir mit deiner Offenheit einen Dienst erwiesen, danke! Ich werde dem nachspüren und es beobachten, bis ich es gänzlich greifen und bearbeiten kann.

        Jetzt weißt du, wie ich mich beim Lesen gefühlt habe. Ich schwankte zwischen Fassungslosigkeit, Ärger, Wut und Traurigkeit. Du hast mir alles abgesprochen, was du dir von anderen nicht absprechen lässt. Und ja, es machte mich traurig, dass du anscheinend nicht einmal gemerkt hast, dass du in diesem Fall genauso warst, wie die Menschen die du verurteilst.

        Es tut mir leid, das war nicht fair, nicht in Ordnung, es war lieblos und nicht reflektiert. Ich wollte dich weder wütend noch traurig machen. Ich hätte besser meinen Mund gehalten und das, was mich innerlich umgetrieben hat, mit mir ausgemacht.

        Trotzdem liebe – und über mich selbst traurige – Grüße
        Marion

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      • Sorry, offensichtlich hat der Befehl fürs Zitieren nicht gegriffen, so dass nicht ganz deutlich wird, welche Passagen ich aus deinem Kommentar zitiere, um dann darauf zu antworten. Ich hoffe, du verstehst trotzdem.

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      • Liebe Marion,

        vielen Dank für deine Worte. Die Entschuldigung nehme ich natürlich ohne Wenn und Aber an. Es haben leider nicht so viele Menschen das Rückgrat, sich nach einem Fehler offen zu entschuldigen. Ich zolle dir damit wirklich meinen Respekt. Danke.

        Ich war mir nie bewusst, dass du deine Kinder zurück lassen musstest. Ich kann mir gar nicht ausmalen, wie schlimm es dir ergangen sein mag, um diesen Weg zu bestreiten. In meinem Kopf warst du durch deine Eltern bei den ZJ, solange, bist du für dein Leben einen anderen Weg eingeschlagen hast. Auch das erfordert eine unglaubliche Kraft. Dann hast du Iwan getroffen, ihr habe Kinder bekommen, aber konntet dennoch nicht mit oder ohne euch. Seltsam, wenn sich ein Kopf, einfach ein Bild malt.

        Deinen blinden Fleck, oder einen Fleck an sich, kann ich sehr gut nachvollziehen. Von daher, bleibe ich dem Hessen in mir treu. Für ebbes is‘ es immer gut.

        Wenn diese Situation dir hilft, die Gegebenheiten deines Lebens besser zu verstehen, dann sollte es so sein. Vielleicht war es einfach nur eines dieser kleinen Wunder. Ich hoffe es aufrichtig.

        Fühl‘ dich einfach mal gedrückt.
        Julusch

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    • Danke meine Liebe, für dein Verständnis und deine offene Bereitschaft, meine Entschuldigung anzunehmen.

      Ganz so einfach war es leider nicht, wie das Bild in deinem Kopf es sich vorstellt. Ich kenne das selbst aber schon auch, dass sich mein Kopf ein bestimmtes Bild von jemandem oder etwas macht und manchmal stellt sich dieses Bild später nur als Bild heraus, das nicht mit der Realität kongruent ist.

      Wenn es dich interessiert, kann ich dir gerne im Telegrammstil den tatsächlichen Ablauf darstellen, dann aber privat per Email. Meine Adr. findest du in meinem Blog unter „Wer ich bin“. Schreib mir deine und ich schreibe zurück. Keine Sorge, daraus müsste kein Zeit- und Energie-raubender Austausch werden. Ich möchte nur erstens den Beitrag hier nicht völlig sprengen und zweitens den Ablauf meines privaten Lebens nicht in einem Rutsch an einer einzigen Stelle im Internet so auf dem Präsentierteller darstellen. Aber fühl dich bitte nicht verpflichtet. Es geht nicht darum, dass ich eine neue Klagemauer bräuchte.

      Es sieht in der Tat so aus, dass unser Austausch etwas bei mir zutage gefördert hat, das sich noch am Entblättern ist, aber es ist mir sehr wertvoll, wenn solches möglich wird. Ja, es ist für mich eins der kleinen Wunder des Lebens, wirklich.

      Wie schön, dass es dich gibt. Und danke für dein großherziges virtuelles Drücken :)
      Es ist warm angekommen.

      LG
      Marion

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