Schlimmer geht’s nicht! Ach, echt? Ein Reisebericht in mehreren Teilen – 4 von 10

Samstag. Theoretisch habe ich ab sofort frei. Ich wache auf, und mir geht es nach wie vor bescheiden. Als ich den Saft auf dem Nachttisch stehen sehe, wird mir bei dem Gedanken daran schon übel. Nein, den kann ich nicht mehr nehmen.

Ich beginne meinen Koffer zu packen. Die ganze Welt kommt mir verschoben vor. Alles ist so unwirklich. Wie lange packe ich eigentlich schon? Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch viel Zeit habe und das Gröbste erledigt ist. Also lege ich mich einfach wieder auf das Bett, starre an die Decke und bemitleide mich selbst. *Sarkasmus an* Das war ja wirklich eine ganz tolle Woche. Juhu! *Sarkasmus aus*

Ich bin ganz hin und her gerissen. Einerseits würde ich nichts lieber tun, als endlich wieder zuhause zu sein, und andererseits bin ich froh, dass ich heute nicht noch einen Kontinentalflug, über mich ergehen lassen muss. Ich bleibe den USA noch ein wenig länger erhalten und warte auf den Abholung durch meine Familie, die bereits gestern angekommen ist. Also liege ich hier und starre, und starre und warte und warte. Wie lang? Keine Ahnung.

Irgendwann am frühen Nachmittag, sind wir in unser gebuchtes Hotel aufgebrochen, um dort eine weitere Woche in Orlando zu verbringen. Mir grauste davor zum einen, weil ich die Gerüche dieser Stadt langsam nicht mehr ertragen konnte, und zum anderen, ich mein behütetes Nest nicht unbedingt verlassen wollte. Wenn ich schon unbedingt krank sein sollte, das Bett und das Hotelzimmer nicht verlassen kann, dann lieber im Hyatt als Gott weiß wo in dieser Stadt. Die haben wenigstens vernünftige Decken und Kissen. Aber es half nun mal nichts.

Das Haus in das wir zogen, war nicht wirklich angenehm. Die Flure waren eine Katastrophe, und der Geruch war für mich wirklich kaum zu ertragen. Ich war nur froh, dass die Zimmer wenigstens sauber waren und nicht wie der Hausflur rochen. Dennoch litt ich elendig in unserer neuen Bleibe.

Auch in der nachkommenden Woche war keine Besserung in Sicht und so beschloß ich, dass ich wirklich einen Arzt aufsuchen sollte. Aber wohin jetzt? Die USA sind kein Dritte Welt Land und die Auswahl ist groß, aber auch eine Frage des Geldes. Eine Recherche im Internet führte und dann über Umwege zu einer Minute Clinic. Das hörte sich nach einem guten Anfang an. Ich war der einzige Patient, der brav mit Mundschutz im Wartezimmer saß und kam nach 20 Minuten an die Reihe.

Die Ärztin war jung und sehr freundlich. Sie machte die Untersuchung sehr sorgfältig und teilte mir dann mit, daß sie mir kein Antibiotika verschreiben möchte, sondern nur etwas gegen die Symptome. Ähm … was? In den Staaten würden sie wegen der Gefahr der Resistenz nicht oft Antibiotika verschreiben. Aber nach spätestens 10 – 14 Tagen würde es mir wieder gut gehen. Ähm … was?

Mir war schon wieder zum heulen zumute. Sie bekam wohl Mitleid, denn sie erklärte mir darauf hin, dass sie eine ganz winzige rote Stelle in meinem Ohr entdeckt hätte, und das sie mir daher doch etwas aufschreiben kann. Ähm … Ohr? Okay, mit meinen Ohren war zwar alles in Ordnung, aber wenn es hilft, dann tut das jetzt plötzlich auch ein ganz winziges bisschen weh. Nach einigen ermahnenden Worten schickte sie mich – mit meinem Rezept – in die Apotheke. Immerhin.

Seelenbalsam
Ein Ausflug als Seelenbalsam

Ich lag weiterhin flach, während meine Familie in den folgenden Tagen den naheliegenden Wasserpark besuchte. Ich war zermürbt, wehleidig, angeekelt und hatte Schmerzen. Ich musste unbedingt raus hier. Raus aus diesem Zimmer, aus diesem Hotel und vor allem aus dieser Stadt.

Am nächsten Nachmittag unternahmen wir einen Ausflug nach Daytona Beach. Nur raus, raus, raus hier. Das war wirklich Balsam für meine Seele. Ich setzte mich einfach in den Sand und schaute ein paar Stunden auf das Meer hinaus. Herrlich. Ob es nun an der Seeluft lag, oder das ich nach all der Zeit endlich mal zur Ruhe kam oder die Tabletten endlich wirkten – keine Ahnung – aber am Abend ging es mir endlich besser.

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