Trotzkopf oder die allmächtige Heilkraft der Blog-Therapie

Trotzkopf oder die allmächtige Heilkraft der Blog-Therapie. Besser kann man die Geschichte, die ich euch heute erzählen werde, nicht titulieren. Ich schreibe sie nieder und lasse alles los.

Was bisher geschah:

Es begab sich einmal, in einem fernen Land, dass der Hund meiner Schwester Mama wurde und drei kleine Stinker auf die Welt brachte. Ihr habt zumindest einen davon schon zu Gesicht bekommen. Der kleine Gucci, ach nein, er hast ja Tobi oder etwas albernes in dieser Art.

Nachdem die Schonzeit der Welpen vorbei war, bin ich natürlich mit wehenden Haaren zu meiner Schwester gehechtet. Wisst ihr, ich bin ein höflicher Mensch – das bin ich wirklich. Jedoch gibt es nur eine einzige Sache auf dieser Welt, wo ich allen Anstand fallen lasse. Welpen.

Wenn ich auf der anderen Straßenseite einen Welpen sehe, dann wechsle ich die Straßenseite und frage erst, ob ich ihn streicheln kann, wenn ich schon längst meine Nase in sein Fell gegraben habe. Sehr unhöflich, sicher, aber mir gänzlich egal. Nichts auf der ganzen weiten Welt riecht so gut wie ein Welpe. Gar nichts.

Mit einem entsprechenden Hochgefühl, fuhr ich zu meiner Schwester. Und da lagen sie, die kleinen Racker. Drei an Zahl. Zwei kleine Eisbären und ein Immigrant.

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Mama Susi mit ihren drei kleinen Rackern

Warum und weshalb der kleine Racker so gar nicht zum Wurf passen wollte, dass war ein Rätsel. Ich habe mir jeden einzelnen geschnappt und sie ausgiebig gestreichelt, geknuddelt und meine Nase in ihnen vergraben.

Und ausgerechnet der kleine Immigrant leckte mir über die Nase und saugte sich – im wahrsten sinne der Worte – an meinem Hals fest. Wenn ich versuchte ihn vorsichtig abzuziehen, saugte er nur um so fester. Irgendwann merkte auch der Kleine, dass an meinem Hals wirklich keine Milch zu holen ist und ließ los. Ich behielt einen riesigen Knutschfleck.

Und es kam leider wie es kommen musste. Ich verliebte mich Hals über Kopf in den kleinen Racker.

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Gucci bei meinem ersten Besuch mit 14 Tagen

Ich habe bereits einen Hund. Passion. Passion ist jetzt dreizehn Jahre alt und kann aufgrund ihrer Größe und Rasse sicher noch vier bis fünf Jahre leben. Falls der Krebs nicht vorher Metastasen in der Lunge bildet. Nach zwei schweren OPs sieht es derzeit noch – sagen wir – okay aus. Nach Passion, und das steht seit Jahren fest, werde ich mir keinen weiteren Hund zulegen. Vielleicht noch im hohem Alter einen Rentner aus dem Tierheim, so bekommen wir gemeinsam unser Gnadenbrot.

Alles noch im hellgrünen Bereich. Ich kann der Anschaffung von Welpen durchaus widerstehen. Zumindest, wenn es keine Rattler oder Pinscher sind, denn dann würde ich den ganzen Wurf nehmen. Das ist auch der Grund, warum Passion nie Mutter wurde. Ich hätte nicht einen einzigen abgegeben. Never ever.

Und nun dieser Mist.

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Gucci mit drei Wochen

Mein Herzchen macht bumm bumm und alles stand auf dem Kopf. Ich wusste wohin der kleine Gucci, äh, ich meine Tobi oder etwas ähnlich albernes, gehen wird. Ich wusste wer das neue Frauchen werden wird. Ich schaute ihn an, ich schaute meine Schwester an und formulierte etwas in der Art von:

„Das kann nicht dein ernst sein, du kannst ihr doch nicht wirklich diesen Hund geben?“
„Doch.“
„Du weißt das er für sie nur ein neues Spielzeug ist?“
„Ja.“
„Und du gibst ihr trotzdem den Hund?“
„Sie wollte unbedingt und ich habe ja gesagt.“ 

Und nun? Was soll ich sagen. Sie wird es tun. Ich versuchte es mit Engelszungen und der nackten Wahrheit, aber nichts half. Gar nichts.

Also tat ich das einzig vernünftige und rief das neue Frauchen, eine Nachbarin meiner Schwester, an. Ich bettelte regelrecht, ich versuchte es mit wirklich validen Argumenten. Ich kroch, ich wiederhole nochmal – ich kroch, was wirklich nicht meine Art ist, regelrecht auf dem Boden vor ihr herum. Ich weinte, ich plärrte geradezu. Ich flehte sie an, mir diesen Hund zu überlassen. Das einzige was kam war:

„Wenn ich mich nicht mehr kümmern kann, dann geht er halt zurück zu deiner Schwester. Und ich habe bereits eine rote Leine gekauft. Daher kannst den Hund nicht haben.“

Okay, sie hat eine rote Leine gekauft. Da hätte ich schon von alleine drauf kommen können, dass der Hund dann natürlich nur zu ihr gehen kann.

Was soll ich jetzt tun?

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Diese beiden kleinen Eisbären suchen noch ein liebevolles Zuhause

Am Ende des Tages wird es eskalieren. Nein, das ist bereits geschehen. Und so sitze ich hier und schaue den Bauarbeiten zu. Und mit jedem Stein der umgedreht wird, mit jedem Loch das gegraben wird, wird es schlimmer.

 

Was am Ende passiert, ist bereits vorgegeben. Auch das sagte ich ihr. Nein, ich flehte regelrecht darum, es nicht so weit kommen zu lassen. War auf ihrer Seite wohl nur einen Lacher wert.

Ja, Gucci oder Tobi ist so besonders in seiner Fellzeichnung und Farbgebung, dass sie auf dieses Spielzeug um keinen Preis verzichten will. Sie ist wie ein kleines Kind, dass unbedingt den größten und schönsten Bagger im Sandkasten besitzen muss. Zumindest so lange, bis sie ihn kaputt macht. Und wenn sie nicht bekommt was sie will, dann Tropft der Trotz und die Wut aus all ihren Poren. Ist in der Regel nicht sehr lustig.

Meine Schwester tut mir an dieser Stelle nur leid. Sie wird gleich von zwei Seiten belagert. Eine keifende Nachbarin und eine bettelnde Schwester. Vorgestern habe ich die halbe Nacht durchgeweint und den ganzen Frust der letzten Monate zumindest etwas hinausgelassen. So werde ich nun, das Betteln einstellen und hoffen, dass sie den Kleinen wenigstens erst nach der Prägungsphase abgibt.

Sie hat nun mal so entschieden und dem muss ich mich beugen. Warum sie den Kleinen wirklich dort hingibt, dass bleibt für mich ein Rätsel. Sagen wird sie es mir sicher nicht, aber auch das muss ich akzeptieren. Na ja, und so wird es doch auf den Rentner hinauslaufen.

Ich bin einfach zu alt für so einen Kindergarten. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Das wäre dann genau jetzt.

Niemals vergessen: Dür EBBES is‘ es immer gut. Vielleicht diente das alles nur dem Zweck, dem Nachbar das Leben zu retten. Aber das ist eine andere Geschichte und wird vielleicht an andere Stelle erzählt.

Eure Julusch
immer noch Besitzerin nur eines Hundes, aber dafür eines ganz tollen.

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Meine Passion

 

7 Antworten zu “Trotzkopf oder die allmächtige Heilkraft der Blog-Therapie”

  1. Vielleicht diente es auch nur dem einen Zweck, dein Herz zu erreichen und die Schleusen zu öffnen, weil der Inhalt nun mal übervoll war. Gut so.
    Mitfühlende Grüße
    Marion

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