Der August war ein echt durchgeknallter Monat.
Er war mit so vielen emotionalen Berg- und Talfahrten gespickt, dass ich mich frage ob er nicht in Wirklichkeit ein Teil von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ war. Ich werde heute nicht am Anfang beginnen, sondern am Ende. An einem seltsamen Ende. Diese Geschichte ist einer Trilogie – die heute ihr überraschendes Ende findet. Vor zwei Jahren wühlte ich in alten Erinnerungsstücken und wurde von vielen Emotionen und Erkenntnissen überrollt. Mehr dazu HIER. Die bezogen sich vor allem auf meinen ehemaligen Lebenspartner. Und weil der Teufel ein Eichhörnchen ist, stand er einen Wimpernschlag später direkt vor mir. Nach 10 langen Jahren. Ich hätte gerne mit ihm über all die Sachen gesprochen die mir nach dem Sichten der Erinnerungen durch den Kopf gingen, aber ich war total gehemmt gewesen. Ich habe es einfach nicht über mich gebracht. Und den Rest findet ihr HIER.
Zwei lange Jahre schleppte ich diese neuen Emotionen, die Ängste und den Kummer darüber mit mir herum. Und vor allem die Entschuldigung, die ich ihm schon so viele Jahre schuldig war. Und weil der Monat eh schon eine Katastrophe war, setzte ich noch knüppeldick einen drauf. Ich überlegt mir das die Lösung eigentlich ganz einfach ist. Wenn er nicht mit mir spricht, und das tut er nicht wirklich, dann kann ich ja nichts dafür das ich mich immer noch nicht entschuldigt habe. Beflügelt von der Erkenntnis endlich einen Ausweg für mein schlechtes Gewissen gefunden zu haben, schrieb ich ihm eine knappe und kurze Mail.
„Können wir uns bitte treffen? Ich möchte mit dir reden.“
Die Antwort war genauso knapp.
„Ich nehme mir gerne die Zeit.“
So, das war ja wieder eine voll tolle Idee von mir gewesen. Jetzt hatte ich mich selbst reingeritten. Und was mache ich jetzt? Ich hatte noch zwei Tage Zeit bis er zu mir kam, und mein Hintern hing jetzt schon auf Grundeis. Toll Julusch! Du Intelligenzbestie hast es dir ja mal wieder richtig erteilt. Welch‘ eine gute Idee um aus der Sache herauszukommen. Zwei lange Tage in denen ich mir den Kopf zerbrach. Wie soll ich nur anfangen? Was will ich genau sagen? Wie finde ich nur den Einstieg? Würde ich mich überhaupt trauen? Würde ich wieder kneifen? Hilfe!
Nachdem ich mich nun zwei Tage lang erfolgreich verrückt gemacht habe, war es dann soweit. Er kam ein bisschen früher, was mir auch ganz recht war. Dann hatte das Warten endlich ein Ende. Da stand er nun. Einfach so. Er machte mir den Einstieg leicht, denn er sagte: „Möchtest du alte Dämonen vertreiben und hast dir dafür einen Dämon eingeladen?“ Besser hätte ich es nicht formulieren können. Er witzelte noch ein wenig herum und wir lachten. Der Anfang war schon mal geschafft. Nach einer kurzen Wohnungsbesichtigung setzten wir uns auf die Couch und ich musste nun Farbe bekennen. Statt lange zu erklären was ich ihm sagen wollte, zweigte ich ihm einfach was ich in meiner Kiste fand. Während er den Blick darauf noch gesenkt hielt kullerten bei mir schon die ersten riesigen Krokodilstränen. Mein Gott war ich ein Ar******h gewesen.
Und dann sagte er ziemlich genau das was ich erwartet habe. Manche Sachen ändern sich nie. Und ich merkte wie alles von mir abfiel. Es war geschafft. Endlich.
Aber Leute, ich bin wirklich ein absoluter Volltrottel.
Ich fragte ihn wie es ihm ginge. Er bewegte nur leicht den Kopf von links nach rechts und schaut nach unten. Hm, was sollte ich davon halten? Bedeutet es so lala? Oder bedeutet es mal besser mal schlechter? Und warum sagt er nicht das es ihm gut geht? Ich merkte wie eine leichte Angst in mir aufstieg und ich wechselte schnell das Thema. Aber es war zu spät. Diese kleine Bewegung fraß sich regelrecht durch meine Eingeweide und mein Denken. Einige Zeit später fragte ich ihn erneut wie es ihm ging. Die gleiche Reaktion. Doch noch bevor er ausatmen konnte schob ich direkt eine neue Frage hinterher. Ich hatte wirklich Angst vor der „falschen“ Antwort. Verdammt! Und jetzt? Jetzt beschäftigt es mich. So sehr das ich es hier in Worte bannen muss. Ganz ehrlich – man kann sich das Leben auch wirklich unnötig schwer machen.
Gerne gebe ich es ja nicht zu, aber ich stehe in meinem Leben vor einer klitzekleinen Herausforderung. Ich ertrage es nicht, wenn es ihm nicht gut geht. Ich muss es etwas anders formulieren: ICH – ETRAGE – ES – NICHT. Ich weiß selber das es hochgradig albern ist. Immerhin sind wir seit 16 Jahren nicht mehr zusammen. Aber ich kann irgendwie nicht aus meiner Haut. Wenn ich weiß das es ihm nicht gut geht, dann geht es mir auch nicht gut. Ich mache mir Sorgen und mir schnürt es die Brust zu, so stark das ich kaum Atmen kann. Und bevor alle meine lieben Blog Leser glauben wissend nicken zu können – nein, ich liebe ihn wirklich nicht mehr. Wenn ich jetzt davon ausgehe das er wirklich unglücklich ist – und dann? Ich habe nichts was ich machen kann um das zu ändern. Wir sind noch nicht einmal mehr befreundet. Keine Möglichkeiten. Keine Lösung. Keine Hilfe. Und ich fühle mich hilflos in dem ganzen Mist gefangen. Mein Gänsehautmann.
Aber am meisten ärgert es mich, dass ich mich überhaupt damit beschäftige. Ich quälte mich in den vergangenen zwei Jahren wirklich mit meinem „neuen“ Wissen. Jetzt geht es mir gut damit, und ich mache mir prompt die nächste Baustelle auf. Ich sollte meinen Kopf solange gegen die Wand hauen, bis ich wieder zu Verstand komme.
Ach Mau.
Eure Julusch
Eine Antwort zu “Freund oder Feind: Westentaschenlügner”
[…] nach. Er hat mich auch dazu bewegt – wenn auch nur indirekt – meine alte Schuld als Westentaschenlügnerin zu begleichen. Noch etwas für das ich sehr dankbar bin. Was absurd ist. Und er schaffte es sogar […]
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