Schlimmer geht’s nicht! Ach, echt? Ein Reisebericht in mehreren Teilen – 2 von 10

Ähm … Wieso geht mein Rechner nicht an? Kann die Batterie leer sein? Eigentlich nicht. Komisch. Lieber das Gerät an den Strom hängen. Ähm, wieso passt denn mein Adapter nicht? Komisch.

Nachdem ich mich anschließend, mit meiner Eiskonstruktion um den Finger, gefühlt durch das ganze Hotel gefragt habe, bekam ich am Ende doch noch einen Adapter, der auch passte. Juhu! Also dann schnell nachladen, und dann an die Arbeit machen.

Ähm, wieso geht mein Rechner immer noch nicht an? Ich drücke auf den Einschaltknopf. Mein Lenovo Startbildschirm erscheint. Mein Rechner geht aus. Tot. Schwarz. Kein Lebenszeichen.

Ich spiele dieses „drücke weiter den Knopf Spiel“ noch eine verzweifelte Weile weiter, und gebe irgendwann auf. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass unser Techniker sicher im deutschen Feierabend ist. Also den globalen Helpdesk über Skype anrufen. Mein WLAN im Hotel ist sehr bescheiden, und von daher bricht das Gespräch oft ab, und ich komme einfach nicht weiter.

Ich versuche es bei meinem Mann, der über Fernanweisungen versuchte mir zu helfen, den Rechner in einem anderen Modus zu booten. Mein eigenes „Standard-Hilfs-Know-How-Wissen“ hatte nicht gefruchtet und Strom hatte er inzwischen definitiv. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir gemeinsam am Telefon hingen und uns abmühten, denn auch dieses Gespräch brach dauernd ab. Jedenfalls bis in meinen späten Abend und in seine Morgenstunden rein.

Der nächste Tag kam, und ich hatte mir um 7.15 Uhr ein Taxi bestellt, um zum ersten Event dieser Woche zu fahren. Das fiel nun aus, wegen akutem – IST NICHT. Statt dessen hing ich seit 7.30 Uhr in Skype, um unseren internen deutschen Techniker zu erreichen. Der WLAN Empfang in meinem Zimmer war immer noch schlecht. Doch irgendwann hatte ich dann endlich eine stabile Verbindung (mit der Nase am Fenster) und ich schildere ihm mein Problem. Seine erste Frage war:

„Hast du einen Lenovo Twist?“
„Ja, warum?“
„Hast du vor deinem Abflug noch Updates gemacht?“
„Ähm, ja warum?“
Er lacht.
„Andreas, warum lachst du?“

Randbemerkung: Heute war ich im Office und habe dem Herrn Andreas meinen Rechner überbracht. Er, immer gut gelaunt, oder eher immer belustigt, wenn er mich sieht, war heute in Höchstform. Nach dem Austausch der üblichen Begrüßungsfloskeln, legte er auch direkt los. Nachdem ich mich einige Zeit dem Rauschen seiner Stimme hingegeben habe, war wie immer eines klar. Er ist der größte Klugscheißer, diesseits des Sonnensystems. Und weil ihn das auch nur belustigt, habe ich ihm fest versprochen – oder angedroht – es in meinem heutigen Beitrag zu erwähnen. Andreas – unser Schlaubischlumpf – und die gute Seele unserer Rechner.

„Du bist heute schon die vierte, die sich wegen einem Lenovo Twist meldet.“
„Und das heißt?“
„Es gab ein Update von Lenovo und die Rechner sind jetzt nur noch Altmetall?“
„Nicht witzig. Was kann ich machen?“
„Nichts.“
„Nichts? Das ist nicht akzeptabel. Es muss doch eine Möglichkeit geben. Ich brauche meinen Rechner.“
„Schaue, ob du irgendwo in den USA, vielleicht in einem MS Office, einen Techniker bekommst, der dir den Rechner neu aufsetzt. Bei einem Kollegen hat es geholfen. Bei einem anderen nicht mehr.“

Ist das jetzt eigentlich ein schlechter Scherz? Ich schaue auf meinen Finger, der über Nacht ganz schwarz geworden ist und denke einen Moment nach. Morgen ist der erst offizielle MGX Tag und dort werden wir ganz sicher einen Techniker vor Ort haben. Ich muss mich also gedulden und so viel wie möglich – nur zur Sicherheit – heute per Handy erledigen.

Den Rest des Tages tippe ich ewig viele Mails auf meinem Handy. Natürlich ohne meinen Zeigefinger, den ich ja *Sarkasmus an* niemals zum sliden der Wörter nutze *Sarkasmus aus*. Klar, dass er sich trotzdem dauernd auf den Bildschirm wieder findet. Blöde Gewohnheiten. Aua.

Ich kürze die folgenden Tage etwas ab. Dienstag Nachmittag stand ich dann endlich am Techniker Stand und schilderte ihm mein Problem. Am frühen Abend, als die Welcome Reception (die „Start-Feier“) begann, war ich immer noch beim Techniker. Ich stand nur dazu da, um alle 10 Minuten meine verschiedenen Passwörter einzugeben und die deutschen Anzeigen zu Übersetzen. Erst am Abend kam dann die fatale Diagnose.

Altmetall. Die Festplatte ist defekt.

Ich erkläre ihm, dass dieses Problem in Deutschland bekannt sei, und es nur ein Softwarefehler sein kann und nicht die Platte. Das hätten gerade alle Lenovo Twist Geräte. Er lächelt nur müde. Er wollte jetzt auch gerne Feierabend machen und ich soll morgen wieder kommen. Ich verabschiede mich also, hole mir nur eine Winzigkeit zu essen und verschwinde durchgefroren in meinem Hotelzimmer. Die Welcome Reception fällt aus.

Am frühen Morgen des nächsten Tages, werden wir ins Amway Center gefahren, um dort unseren Tag zu verbringen. Somit bleibt mein Rechner, oder das was davon übrig ist, an diesem Tag im Hotelsafe.

Mein Magen macht immer mehr Sperenzien und mittlerweile ist es mir fast unmöglich, auch nur zu rauchen. Die Schmerzen und die Übelkeit, sind einfach nur unglaublich nervig. Das Essen im Amway Center ist eine Katastrophe und es ist kalt – was sonst.

Die Inhalte der Präsentationen dieses Tages waren jedoch wirklich sehr gut, und so bin ich an diesem Tag wieder recht versöhnlich und motiviert eingestellt. Am Abend treffe ich mich mit einem alten Kollegen, und wir schauen uns eine wirklich gute Band, in einem nahegelegenen Club an. Verhältnismäßig früh geht es ins Bett, da um 8 Uhr schon die nächsten Vorträge anstehen.

Weite Wege
Weite Wege! Auch in das Haus gaaaanz hinten, musste ich wegen meinem Rechner, gleich mehrfach laufen.

Der nächste Morgen kommt und ich stehe noch vor den ersten Vorträgen wieder beim Techniker. Ich bin da. Mein Rechner ist da. Nur der Techniker nicht. Als er endlich kommt, bleibt nur noch Zeit für ein sehr kurzes Gespräch und einige verzweifelte Blicke, dann muss ich auch schon los in das erste Meeting.

Über den Tag hinweg, werde ich immer wieder per Mail an den Stand gerufen. Meistens um irgendwelche Sachen zu übersetzen oder Passwörter einzugeben. Ich renne also den ganzen Tag von links nach rechts und wieder zurück. Und die Wege sind weit, wirklich weit im Orange County Convention Center. Am Abend dann endlich die erleichternde Mail. Der Rechner funktioniert wieder. Super!!!

Am Stand angekommen bin ich voller Vorfreude, bis er mir erklärt, dass er noch nicht einmal die kleinste Dateneinheit retten konnte. Der Rechner wird es jetzt vielleicht noch etwas tun, aber er hätte einen Schlag abbekommen und funktioniert nicht wirklich sicher. Ich bin wirklich den Tränen nahe.

Einen großen Teil meiner Daten habe ich natürlich in der Cloud liegen, nur die Arbeit der letzten Wochen ist dahin. Aber – ich habe zwei Anwendungen, in denen sich meine ganze Arbeit, nein, mein ganzes Leben abspielt. Outlook und OneNote. Und ratet mal, was ich nicht in der Cloud gesichert habe?! Als mir das Ausmaß der Katastrophe wirklich bewußt wird, hätte ich mich am liebsten in die Ecke gesetzt und wäre dort für immer geblieben. Für immer und selber schuld.

17 Jahre an Informationen und Inhalten. 17 verdammt Jahre sind wegen eine Unachtsamkeit dahin. Privat und beruflich eine Katastrophe. Ich hätte mich Ohrfeigen können. Stundenlang.

Erinnerungen. Aufgaben. Urlaubsplanungen. Meine ganzen Geocaching Unterlagen. Alles über meine WoW Gilde. Briefe. Aufgabenlisten. Bilder. Alte Briefe. Liebesbriefe. Alles was notiert, verarbeitet, hinterlegt oder aufgehoben werden kann. Alles weg. In den vergangenen Monaten habe ich nichts mehr auf meinem Blog veröffentlicht, aber viel, sehr viel geschrieben. In der Zeit hat mich wirklich sehr viel bewegt. Auch das ist alles weg. Alles einfach weg.

Ich hatte keine Lust mehr. Keine Lust mehr auf nichts, und hätte mich am liebsten einfach nur in meinem Hotelzimmer verkrochen, die Decke über meinem Kopf gezogen und mich im Selbstmitleid gesuhlt.

Orange Avenue
Orange Avenue

Leider musste das an diesem Abend ausfallen wegen – IST NICHT. Es war Donnerstag, und Donnerstag ist Länderparty. Jedes anwesende Land, mietet am Donnerstag eine externe Lokation, in der man zusammen kommt und einen schönen Abend verbringt. Wir waren im Margaritaville, was so „geht so“ war, aber ich muß sagen, dass wir wirklich eine sehr gute Band hatten. Der Sänger hatte unglaublich viele Facetten drauf. Und falls es jemanden interessiert … here we go: Orange Avenue

Der Abend war ganz nett. Doch ich blieb nicht wirklich lange. Zu Verwunderung aller Anwesenden, denn gegenüber von uns, im Hard Rock Café, feierten die Engländer. Ich wollte schon immer eine Einladung für deren Party haben, doch an diesem Abend wollte ich meine Kollegen nicht ins Hard Rock Café begleiten. Die Woche war echt hart gewesen. Ich wollte nur noch ins Bett.

4 Antworten zu “Schlimmer geht’s nicht! Ach, echt? Ein Reisebericht in mehreren Teilen – 2 von 10”

  1. Oh nein, wenn ich mein One Note verlieren würde würde ich mich auch direkt aus dem nächsten Fenster stürzen! Ich kann das absolut verstehen… Aber hast du wirklich nie deine One Notes in der Cloud verankert? Mein privates ist auf meinem Outlook.com Konto verankert und das berufliche auf dem Exchange-Server, direkt von Anfang an. Denn wie greift man sonst mit dem Phone auf One Note zu? Oder transferiert seine Daten wenn man den Rechner wechselt? Sicher, dass es nicht doch auf deinem privaten One Drive ist?

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    • Hallo Liebes,

      ich habe einen Teil meiner Notizbücher auf OneDrive liegen. Aber ich bin ja unfassbar intelligent, und habe sie auf den Rechner gezogen, weil der Standard Dokument Ordner dauernd faxen machte. Er störte sich an den Punkten. How ever. Somit ist nur ein großer Teil verloren und nicht restlos alles. Und dafür könnte ich mich auch Ohrfeigen. Aber mehr als alles andere, schmerzt mich meine .pst Datei. ABER – Ich sage mir jetzt seit Wochen, dass ein jungfräulichen Beginn auch etwas befreiendes haben kann. Jedenfalls war der Rechner schnell vergessen, als mein Urlaub weiterging. Morgen gibt es mehr. Gruß Julusch

      P.S. Sehen wir uns in Köln?

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